Fußreflexzonentherapie

Fußreflexzonentherapie

Ganzheitliches Verständnis über die gesunden und erkrankten Füße


Pioniere der Reflexzonen am Fuß


Die Reflexzonentherapie am Fuß (RZF) ist eine Behandlungsform, die sehr alt ist. So wurden schon im alten Ägypten und im antiken Griechenland die Füße massiert. Anfang des 20. Jh. publizierte erstmalig der amerikanische Arzt William Fitzgerald über die Reflexzonenbehandlung am Fuß. Er galt damals als Begründer der sogenannten "Zone Therapy" und veröffentlichte 1917 ein Buch gleichen Titels. Sie wurde dann von weiteren Personen immer mehr zu einer exakteren Therapie entwickelt, unter anderen durch die amerikanische Masseurin Eunice Ingham. Sie veröffentlichte zwei wichtige Grundlagenbücher und wandte sich mehr an Laien im Sinne der Eigenbehandlung. Aufgrund dieser Veröffentlichungen ergriff die deutsche Masseurin und später Heilpraktikerin Hanne Marquart Anfang der 60er-Jahre das Thema. Sie erkannte darin das therapeutische Potenzial. Sie begann Ihre Erfahrungen und Erkenntnisse in Form von Kursen an die therapeutisch-tätige Personen weiterzugeben. Die Fußreflexzonentherapie nach Hanne Marquart ist seit dem weit verbreitet. (1) Sie schrieb viele Bücher und bildete viele Therapeuten verschiedener Fachrichtungen in der Fußreflextherapie aus, so auch mich.


Die Reflexzonen am Fuß und ihre Entsprechungen


Im Fuß werden alle Organe und Systeme des Menschen in verkleinertem Maßstab als sogenannte Zonen "reflektiert". Zur Orientierung dient die schöne Formähnlichkeit des Fußes, denn zwischen der Form des Fußes und des sitzenden Menschen besteht eine Ähnlichkeit. Die Organe und Systeme des Körpers lassen sich mit Hilfe dieses Bildes dann sehr schön und recht leicht auf den Fuß übertragen. Ganz grob lässt sich zum Beispiel die Reflexzone vom Kopf und Hals des Menschen in den Zehen wiederfinden. Die Reflexzone der Brust mit ihren wichtigen Organen Herz und Lunge und dem Oberbauch entspricht etwa dem Mittelfußraum. Die Reflexzone von Bauchraum (mit den wichtigen Organen Darm, Leber, Milz) und Becken entsprechen den Fußwurzelknochen. Die Ferse entspricht der Reflexzone vom Gesäß und die Reflexzone der Beine entspricht den Enden der Unterschenkel. Der rechte Fuß entspricht der rechten Körperhälfte und der linke der linken Körperhälfte. (1)



Eine sehr schönes Bild der Formähnlichkeit zeigt sich in der sitzenden Frau.

Quelle: Lehrunterlagen Ausbildung bei Hanne Marquart 1995



 

Ein wichtiges Prinzip der Reflexzonentherapie am Fuß nach Hanne Marquart - Beziehungsebene



Die zwischenmenschliche Berührung hat einen großen Wert in der Fußreflexzonentherapie (FRZ). Das Berührtwerden und inneres Berührtsein gehören zusammen und sind ständig in einer Wechselwirkung in dieser sensiblen Therapie. Dafür gibt es mehrere Griffe die der Behandler bewusst einsetzt um eine ideale Wirkung durch die Füße auf den Menschen auszulösen. Der therapeutische Griff zeichnet sich stets durch eine rhythmische Bewegung aus. Diese Bewegung vermittelt in der Tiefe, dass sich die entgegengesetzten Pole von Bewegung und Ruhe zu einem harmonischen Ganzen verbinden. (1) Während der Behandlung findet lt. Hanne Marquart auch immer ein bewusster wacher Dialog zwischen dem Patienten und Therapeuten statt. 



Ganzheitliche Sicht zu den Füßen

 

Mir als anthroposophische Heilpraktikerin ist die ganzheitliche Sicht zu dem Menschen und so auch zu den Füßen sehr wichtig. Die Füße sind unsere Werkzeuge zum Gehen die uns auch mit der Erde verbinden und uns im Leben tragen. In der Natur der der Beine und der Füße lebt förmlich die Bewegung. Dieses Bewegungsleben kann ohne der Stoffwechseltätigkeit und dem Willen nicht stattfinden. Von Seiten der Seele benötig jede Bewegung die der Mensch macht den Ansporn des Willens. Damit ist der wichtigste Gesichtspunkt, der mit den Füßen in Verbindung steht, gegeben: Sie sind der wichtigste und sichtbarste Ausdruck des menschlichen Wollens. Dieser Ausdruck zeigt sich auch in den individuellen Fußspuren. Wenn der Therapeut diese Sinnbilder in der Therapie gut erkennen und deuten kann, dann können diese dem Menschen eine Unterstützung in seiner seelischen Entwicklung sein. Eine förderliche seelische Entwicklung wirkt sich immer auch positiv auf die physische Gesundheit aus. (2,3)


Gelingt es dem Menschen sein Willensleben mit all seinen Bewegungen harmonisch mit der Außenumgebung z. B. den Menschen und Bedürfnissen der Zeit abzustimmen, so wirkt die Bewegung im Gang oder im Lauf leicht und harmonisch. Im Spiel des gesunden Ganges oder Laufes äußern sich mehr ein harmonisches ausgeglichenes Miteinander zwischen den Polaritäten z.B. rechtes und links oder oben (Kopf)  und unten (Beine). Die beiden Beine bilden zusammen eine Art Einheit und tragen den Menschen im irdischen Leben. Die Frage nach einer gesunden Gehbewegung ist zugleich die Frage nach dem gesunden Verhältnis zwischen den Polaritäten. (2) In Griechenland gab es eine Philosophenschule, die sogar ihren Namen dadurch bekam da dort im Herumgehen gelehrt wurde.   Bekanntlich nannte man die Schüler des Aristoteles die „Peripatetiker“, was die „Umherwandler“ bedeutet. (3)


Eine Gehbewegung wird freier, leichter und harmonischer, wenn der Wille zur Bewegung durch ein wertvolles Motiv motiviert ist und dieses in einer sozialverträglichen Idee und einem Ideal ihre Befeuerung nimmt. Ist dieses Motiv mit der Außenwelt in Beziehung und mit ihr verbunden, so wirkt der Gang und der Lauf harmonisch und leicht, aber drangvoll-dynamisch und zielgerichtet. 

    

Der österreichischer anthroposophischer Arzt Norbert Glas (1897 - 1986) betrachtete die Füße im Sinne der von Rudolf Steiner begründeten Anschauung des dreigliedrigen Menschen. Der obere Mensch wird zum Ausdruck des denkenden Menschen, der mittlere Mensch wird zum Ausdruck des fühlenden Menschen und der untere Mensch dem wollenden Menschen. Grundsätzlich lässt sich aus dieser Analogie verstehen, dass die Füße der wichtigste Ausdruck des menschlichen Wollens (3) darstellen. Norbert Glas setzte dieses Verständnis sehr differenziert und praktisch auf den Fuß um und dies in seiner gesunden und kranken Erscheinung: (3)


 Der Fuß differenziert anthroposophisch betrachtet

 


Der Plattfuß



Die Ursache für Plattfüße könnte möglicherweise darin liegen, dass die Menschen in ihrer vorgeschriebenen Arbeit lange auf Ihren Füssen stehen müssen und sie stark belasten müssen. Sie müssen etwas tun auch wenn sie die Kraft längst verloren haben. Möglicherweise haben sie längst den inneren Willen für die Arbeit verloren? Infolge dieser Art Ermüdung laufen die Bewegungen mehr mechanisch ab. Der innere Auftrieb, der idealerweise immer aus der Seele und aus den selbst gewählten Idealen kommt, lässt nach. Das körperliche Gewicht wirkt dann allein und belastet die „Brücke“ (das Gewölbe) die aber nötig zum Tragen ist. Der Mensch fühlt sich müde, der freie Wille kann nicht mehr die Muskulatur richtig ergreifen und führt am Ende möglicherweise zu einem Plattfuß. Das Hereinwirken des gesunden Willens ist sehr stark mit der Aufrechterhaltung der Brücke verbunden die zwischen Ferse und Großzehenballen gebildet wird. In enger Verbindung mit dem Plattfuß und Falchheit der Sohlen steht die Neigung zur Entwicklung der Krampfandern, also der Erweiterung der Venen an den Beinen.


In der Behandlung stellt sich die Frage: Kommt die Übermüdung durch äußere Überlastung die den Menschen innerlich ermüdet so, dass er sich für nichts weiter interessieren kann und in eine geistige Ermüdung verfällt? Oder kommt sie dadurch, dass der Mensch von vornherein untätig, passiv und zu wenig interessiert lebt? Fehlt ihm für den seelisch-geistigen Auftrieb das Ideal als Ziel und Perspektive?


Füße die nach außen ausweichen



In einigen Fällen weichen die Füße nach außen aus. Der Grund dafür kann sein, dass der Mensch nur schwer gegen die nach unten ziehenden Einflüssen z. B. Perspektivlosigkeit, Existenzsorgen usw. der Erde ausweichen kann. Je schwerer er gegen die Einflüsse aufkommen kann, umso mehr weichen die Füße seitlich aus. Sehr oft sieht man es bei älteren Menschen die oft auch mit den Plattfüßen einhergehen.


Kalte und warme Füße



Jede größere Willensaktivität ist auch mit Wärme verbunden. Diese kann physischer oder mentaler Art sein. Es gibt das Phänomen der heißen Füße, die im Schlaf aus dem Bett gestreckt werden. Es lohnt sich immer auch den Gegenpol der Füße, also den Kopf mit seinem Bewusstsein in Augenschein zu nehmen.

 


Aber auch Kälte nimmt einen großen Einfluss bis in die Füße. Die schlechte oder schwache Blutzirkulation macht sich in der Peripherie der Füße durch Kälte bemerkbar. Sehr empfindlich reagieren die Füße auch auf feuchte Kälte. Wird den Füßen viel Wärme durch diese Kälte entzogen, so dehnt sich die Unterkühlung auffallend schnell über den ganzen Körper aus. Ein Wärmeentzug an den Beinen ruft reflektorisch auch eine Unterkühlung in den Schleimhäuten der Nase hervor und schwächt das Immunsystem an dieser wichtigen „Außenstelle“, den Schleimhäuten. Auf diese Weise sind die Füße leicht ein Eingangstor von Erkältungskrankheiten. Die Kälte wirkt wie ein Gift und schwächt die Widerstandskraft gegen äußere Einflüsse. Eine Erkältung entwickelt jedoch der Mensch viel weniger, wenn er die Kälte bewusst wahrnimmt und sie erlebt. Wenn er sich jedoch ungünstigen Emotionen hingibt und darin die Kälte nicht bemerkt, dann bemerkte er auch nicht wie sich die Unterkühlung ausbreitet. Der Wärmehaushalt wird geschwächt durch Emotionen und das Bewusstsein für das Außen blockieren. Bei Erkältungen ist es also wichtig wieder mehr Bewusstsein für die Umgebung zu entwickeln um die Emotionen nicht zu groß werden zu lassen.

 

Bedeutung des großen Zehs



Der große Zeh ist der kräftigste und größte unten den Zehen und nimmt dadurch auch die wichtigste und führende Rolle ein. Es lässt sich von der Stärke und Größe der große Zeh dasjenige ablesen, wie das Wollen im Menschen arbeitet. Die mehr plumpe Gestalt des großen Zehs kann auf ein sehr cholerisches Temperament hinweisen. Der große Zeh ist im Verhältnis zu den anderen recht lang. Dies kann ein Hinweis geben, dass das Wollen dann etwas zu Scharfes und Übermächtiges hat. Der Mensch hat so etwas wie Egoistisch-Triebhaftes in sich was seiner Steuerungsfähigkeit entbehrt. Der große Zeh kann auch sehr breit und fleischig sein, und neigt zu einem kräftigen Rot. Dies kann ein Hinweis geben, dass der Mensch nach irdischen Genüssen sucht. Es ist die Aufgabe des Menschen, diese etwas mithilfe seines Bewusstseins zu bändigen.

 

Die Ferse



Jeder Teil des Fußes drückt etwas Besonderes im Sinne der Dreigliederung aus: Beispielsweise stellt die kugelige Ferse eindeutig die besondere Kraft des Willens innerhalb des Fußes dar. Dies wird etwas deutlicher dadurch, dass wenn jemand seinen Willen durchsetzen möchte, er dann mit dem Fuß und besonders mit der Ferse auf den Boden stampft. Die Ferse wird sozusagen das Sinnbild des Willens im Willen allein.

 


Als Zeichen des gut entwickelten Willens zeigt sich die Ferse gleichmäßig und abgerundet. Sie hat durch die kugelige Form etwas gemeinsam mit der kugeligen Form des Schädelknochens. Der Unterschied zwischen den beiden ist, dass die Ferse zu der kugeligen Erde die wesentliche Beziehung hat. Der Kopf mit seinem Denken hat jedoch die wesentliche Beziehung nach oben, zu der Weite des Himmels.

 


Die Abweichungen in der Ferse von ihrer Idealform sind die zu kurz geratene Fersenenbeinhöcker. Die Ferse zeigt hinten nur wenig abstehende Wulst. Dies kann darauf hindeuten, dass die Menschen kaum eine Anstrengung unternehmen sich mit „der Schwere“ das kann ein Problem sein, neue Arbeitssituation usw. auseinanderzusetzen. Sobald es darum geht eine Situation fest mit dem Willen zu ergreifen und durchdringen werden diese Menschen mehr Schwierigkeiten darin haben.

 


Dann gibt es die Ferse die überlang ist und zu sehr nach hinten gerichtet ist. Es ist anatomisch ein zu lange Fersenbeinhöcker. Diese Form kann darauf hinweisen, dass der Mensch sein Wollen vorwiegend auf das Irdische gerichtet hat (z. B. streben nach Reichtum oder Besitz) und sich leicht von seinen Trieben leiten lässt.

 


Die Gicht mit Entzündung des Zehgrundgelenks



Bei Gicht ist vor allem das Grundglied der großen Zehe mit dem ersten Mittelfußknochen betroffen. Dort bildet sich durch die angesammelten Harnsäuren eine sehr schmerzvolle Entzündung. Diese führt mit der Zeit zur Verhärtung und Verunstaltung des Zehgrundgelenks. Oft ist die Ursache dafür das Denken, das zu einer Verhärtung verfällt. Die Gicht wird meist durch zu viel vom „Falschen“, den säurebildenden Nahrungsmitteln und Getränken verursacht, da sich das Denken zu stark auf das die Genüsse so ausrichtet.

 

Hallux valgus



Der Hallux valgus gehört zu den sog. rheumatischen Erkrankungen. Das Großzehen-Grundgelenk verdickt sich und die große Zehe wird mit der Zeit nach außen gerichtet und auch versteift. Die sonst schöne und schwungvolle Linie, die von der Ferse bis zum Ende der großen Zehe geht, wird hässlich abgeknickt. Oft verkriecht sich die große Zehe unter die übrigen Zehen. An der Stelle des gesunden Gelenks entsteht ein Höcker. Lässt man dieses Bild etwas auf sich wirken, prägt sich die Stellung der Zehen im Gedächtnis gut ein und erschafft es wieder in der Erinnerung, betrachtet es noch einmal, so entsteht aus diesem Bild der Eindruck eines mehr im Wollen unterdrücktes Gefühlslebens. Allerdings muss dieser Betrachtung die Idee der Dreigliederung zu Grunde liegen.

 


Diese schöne Form des Fußes verliert sich durch den Hallux valgus d.h. durch die Verdickung und den Verlust der schönen rundlichen Form des Fußballens. Dieser Bereich ist dem seelischen Bereich angehörig und es könnte das Zeichen sein, dass im Seelischen bestimmte blockierende Schwierigkeiten vorhanden sind oder aufgetreten sind. Diese Menschen mit der Ausbildung von Hallux valgus tendieren mehr zu einer versteifenden materialistischen Form des Denkens und Fühlens. Diese Form dehnt sich bis ins Willensleben aus und wirkt sich dort auch aus. Ein rein irdisch zu verkrampftes Denken sowie ein schwächliches Fühlen können nur schwer in den Willen hineingehen.



Zusammenfassung



Durch die Reflexzonentherapie am Fuß kann der Therapeut über die Einbeziehung der seelisch-geistigen Ebene der Füße auf sehr feine Weise in verschiedene feine Prozesse ganzheitlich eingreifen und so die ganze Persönlichkeit und Entwicklung des Menschen fördern. Er kann z. B. eine gezielte Anregung geben wo sich das Bewusstsein verloren hat und wie die Schwächung im Willen entstanden ist. Dies macht es möglich an der richtigen Stelle den Heilsimpuls zu fördern. Praktisch gesprochen ist es außerordentlich wichtig den Willen gezielter und bewusster kennenzulernen und auch die Führbarkeit des Willens über den Gegenpol nämlich dem „Kopfpol“. Für die gesunden Lebenskräfte ist es immer wichtig, dass auch Entwicklung im Bewusstsein und Erkenntnisbildung entsteht.

 

Zu Grunde liegende Literatur

(1) Marquardt, H. (1994) Praktisches Lehrbuch der Reflexzonentherapie am Fuß (2. Auflage) Hippokrates

(2) Grill, H. (2015) Kosmos und Mensch (4. Auflage) Stephan Wunderlich Verlag

(3) Glas, N. (1972) Die Füße offenbaren menschlichen Willen (antiquarisches Buch) J.Ch. Mellinger Verlag 



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